Blackout durch Heizlüfter?

Ein Gespenst geht um in Deutschland, das Gespenst eines flächendeckenden Stromausfalls, Blackout genannt. Politik, Behörden und Massenmedien haben sich gegen dieses Gespenst verbündet – und auch bereits rein vorsorglich einen Schuldigen benannt, den es an den Pranger zu stellen gilt, falls trotz aller Genialität der Verantwortlichen im Winter 2022/23 ein Stromausfall nicht vermieden werden kann: Es ist der böse, blöde Normalverbraucher, der mit Strom heizt, obwohl er es nicht soll.

Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, warnt die Öffentlichkeit: „Die Gefahr eines Blackouts ist gegeben.“ Er sieht Risiken durch eine mögliche „Überlastung des Stromnetzes – etwa wenn die 650.000 in diesem Jahr verkauften Heizlüfter ans Netz gehen, sollte die Gasversorgung ausfallen.“ Das berichtet t-online.

Landsberg ist nicht einer, der irgendetwas einfach so daher plaudert. Solche Äußerungen werden mit dem Politikbetrieb abgesprochen. Und sie werden von den Massenmedien umfassend kommuniziert.

Der Betrieb von Heizlüftern ist in Deutschland – anders als in Frankreich, wo insbesondere moderne Keramik-Heizlüfter viel weiter verbreitet sind – volkspädagogisch unerwünscht, weil er der Idee des Energiesparens entgegen steht. Die Behauptung, Heizlüfter könnten das deutsche Stromnetz überlasten, hält jedoch einer Überprüfung mit dem Taschenrechner nicht stand.

Moderne Keramik-Heizlüfter haben 500 bis 1.000 Watt Leistung, ältere Elektro-Heizgeräte verbrauchen dagegen bis zu 3.000 Watt bei ähnlicher Wärmeausbeute. Lässt man einen Keramik-Heizlüfter bei voller Leistung zehn Stunden durchlaufen, werden 10 kWh fällig.

Ein Elektroauto, zu dessen Nutzung offiziös angeraten wird, verbraucht dagegen durchschnittlich 15 kWh auf 100 Kilometern.

Der größte sinnlose Energiefresser sind in Deutschland veraltete Kühlschränke. Ein Kühlschrank kostet im Laufe seines Lebens mehr Geld für Strom als seine Anschaffung. Alte Geräte fressen doppelt so viel Strom, wie neue. Vor allem aber: Veraltete Kühlschränke laufen 24 Stunden am Tag und nicht kurzzeitig in einer üblen Kältephase, und sie stehen nicht in 650.000 Wohnungen, sondern in zig Millionen Haushalten.

Wer bei Otto Normalverbraucher ein Mandat sieht, den Blackout abzuwenden, sollte ihm vorrechnen, dass er mit dem Austausch sehr alter Kühlschränke gegen moderne Geräte bares Geld spart.

Die echten Risiken für einen Blackout liegen aber offenbar weder bei alten Kühlschränken oder Elektroautos, noch bei Heizlüftern, sondern am anderen Ende des Stromkabels. Dazu schreibt der „Business Insider“:

„Die vier Übertragungsnetzbetreiber Amprion, Tennet, 50 Hertz und TransnetBW haben sich zuletzt einem Stresstest unterzogen. In allen drei Szenarien, die sich je nach der Einsatzbereitschaft französischer Kernkraftwerke und der Verfügbarkeit von Gas unterschieden, wurde die Versorgungssituation für den kommenden Winter als ‚äußerst angespannt‘ eingeschätzt, wie die ‚Welt‘ berichtet. Im schlimmsten Fall wäre Deutschland demnach nicht dazu in der Lage, den Strombedarf über mehrere Stunden zu decken. Ein Zusammenbruch des Netzes ist dann nur abwendbar, wenn große Stromverbraucher wie Industriebetriebe vom Netz genommen werden, so die Einschätzung.

Kleinere Ausfälle seien der Bundesnetzagentur zufolge möglich, berichtet der ‚Bayerische Rundfunk‘. Aufgrund dessen richtet die Behörde zurzeit ein zweites Krisenzentrum ein, um sich auf das Szenario vorzubereiten. Dem ‚Bayerischen Rundfunk‘ bestätigte auch eine Sprecherin des Übertragungsnetzbetreibers Tennet, dass es im Winter ‚zu einer äußerst angespannten Lage im Stromnetz kommen kann‘.“

Wenn französischer Atomstrom oder Strom aus der Gasverbrennung wegfallen, wird kontrolliert abgeschaltet – egal, wie viel Strom ein paar Millionen Privathaushalte einsparen.

Foto oben: Blackout in Toronto 2003, CC BY-SA 3.0, Urheber: Camerafiend